Bei den Arnsberger Literaturtagen war die blinde Schriftstellerin Dr. Pilar Baumeister in der Klasse 10a der Realschule Hüsten zu Gast.
Frau Dr. Pilar Baumeister hielt eine Lesung in der Klasse 10a. Sie ist Spanierin und heiratete 1975 einen Deutschen, der wie sie ebenfalls blind war. Seitdem lebt sie in Deutschland.
Sie las einen kurzen Text über die deutsch-spanische Freundschaft vor: "Zwei Länder, die sich lieben". Fremd sein, sich einleben, zu einem Land dazuzugehören macht sie zum Thema ihrer Texte. Dabei spricht sie auch die Mehrsprachigkeit an. Die andere Sprache sei Rettung, wenn man in einer Sprache etwas nicht ausdrücken könne. Diese Erfahrung wurde bestätigt von den mehrsprachigen Schülern in der Klasse, die auch berichteten, dass Zuhause oft zwischen den beiden Sprachen hin und her gesprungen wird.
Natürlich interessierte die Schüler und Schülerinnen auch sehr, wie man als Blinde lebt. Blind sein, schreiben, vorlesen schien den Jungen und Mädchen zunächst ein Widerspruch zu sein. Doch der löste sich schnell auf, denn Frau Baumeister las mit dem Finger über die Seiten streichend vor. Sie erklärte, dass der Computer eine unheimliche Erleichterung sei, da er Geschriebenes sowohl vorliest als auch in Braille-Schrift überträgt. Ganz zum Schluss zeigte sie auch, wie man als Blinde mit der Hand schreibt.
Natürlich las sie auch Texte zum Thema blind sein vor: In einem Gedicht beschreibt sie, wie man als Blinder einen Kugelschreiber ertastet und glauben muss, dass er auf dem Papier etwas hinterlässt, was die Sehenden lesen können. Während des Vortrags hatten die Schüler selbst die Augen mit einem Schal verbunden und berichteten dann von Orientierungslosigkeit in der Dunkelheit.
In einer Kurzgeschichte beschreibt sie, wie eine Blinde in einer Firma wartet, um zu erfahren, ob sie den Einstellungstest bestanden hat. Dabei wird sowohl die Innensicht der Blinden dargestellt als auch die Innensicht eines Mannes, der vielleicht ihr Kollege wird. Er schwankt zwischen Mitgefühl und Unbeholfenheit, zwischen Hilfsbereitschaft und Ablehnung, zwischen Kollegialität und Erleichterung, als ihr schließlich mitgeteilt wird, dass sie die Stelle nicht erhält. Jetzt sollen Lehrerin und Schüler sich einen neuen Schluss ausdenken. Eine interessante und "andere Deutschstunde".
Weitere Informationen zur Autorin:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pilar_Baumeister
Am 31.03.2017 bot sich der Klasse 9b der Realschule Hüsten und ihrem Klassenlehrer Herrn Bertmann eine nahezu einmalige Gelegenheit. Der 87 jährige Autor Klas Ewert Everwyn besuchte die Klasse, um den Schülerinnen und Schülern aus seinem Werk „Der Opfergang des Polizisten Franz Jürgen“ vorzulesen. Das Werk handelt von einem Polizisten, der während der Endphase des Zweiten Weltkriegs versucht, durch eine kampflose Übergabe die Stadt Düsseldorf vor der Zerstörung durch die Alliierten zu bewahren, letztendlich aber bei dem Versuch von den Nazis hingerichtet wird.
Die Veranstaltung wurde dabei im Sinne des fächerübergreifenden Unterrichts an der Realschule Hüsten in den Fächern Deutsch, Geschichte und Politik vorbereitet, sodass die Jugendlichen mit vielerlei Fragen an den Zeitzeugen herantreten konnten.
Herr Everwyn brillierte während der Lesung mit zahlreichen unterhaltsamen Anekdoten und ambitioniert vorgetragenen Liedern (!) aus seiner Kindheit und Jugend, bot dabei aber auch schonungslose Einblicke in den Alltag der Soldaten zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Gerade der letzte Aspekt weckte das Interesse der Jugendlichen, sodass sich ein – von der Offenheit des Autors begünstigter – lebhafter Dialog zwischen dem Zeitzeugen und den Jugendlichen entwickelte, der erst durch das Pausenklingeln unterbrochen wurde.
Abschließend hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich ein Autogramm des vielzitierten Autors zu sichern und die eigene Bibliothek mit seinen Werken zu erweitern.
Im Rahmen der NRW-Literaturtage "Aufgeschlagen - starke Seiten!" des Verbands deutscher Schriftsteller vom 30. März bis 1. April 2017 in Arnsberg las der Kölner Autor Karl C. Fischer in zwei Schulstunden aus zweien seiner Werke: dem autobiografischen Roman „Erwachsene Kinder“, einer Kindheit in der NS-Zeit, die keine war, und aus seiner 2016 erschienenen Kurzgeschichten-Sammlung "Was für Gefahren" zur Atomenergie. In Sachen Atomenergie ergibt sich eine Wechselbeziehung zum autobiographischen Roman, in dem Karl C. Fischer seine unvergessliche Begegnung als Fünfjähriger mit dem Vater des später als Atomspion bekannt gewordenen Klaus Fischer schildert.
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23676
Hier ein Textauszug aus „Erwachsene Kinder“ (autobiografisch): An Führers Geburtstag wird auch in der Volksschule gefeiert; Christian (der Autor) ist ca. 6 oder 7 Jahre alt; ein Mädchen aus der Klasse, seine Freundin Christine, ist die Tochter von Sozialdemokraten, die sich gegen Hitler zu der Bewegung „Eiserner Sturm“ zusammengetan haben; an Führers Geburtstag trägt sie einen Anstecker dieser Widerstandbewegung, vermutlich ohne zu wissen, was sie damit auslösen könnte; der Lehrer, der bisher immer sehr jovial aufgetreten war, schlug das Mädchen, als er den Anstecker sah, zog es an den Haaren über die Erde und rief die Polizei; auch die Polizisten schlugen auf das schreiende Kind ein, schleiften es aus dem Klassenraum und unter Schlägen stürzte es dann im Treppenhaus, wobei es sich so schwer verletzte, dass es starb. - Der Autor schilderte das entsetzliche Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht, da er seiner Freundin nicht beistehen konnte.
Dieser Textauszug war Anlass für eine rege Fragestunde (u.a.):
siehe auch:
Eine Anklage des Jungen Christian gegen die Kriege dieser Welt
Erwachsene Kinder (1)
Erwachsene Kinder (2)
Von Karl C. Fischer